Fünf Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches darf die deutsche Nationalelf noch nicht wieder im Konzert der Fußballnationen mitspielen, zu frisch sind die Kriegswunden. Wie Japan, schließt die FIFA Deutschland von der Teilnahme 1950 aus. Neuerung: Das WM-Turnier wird, nicht zuletzt auf Wunsch der brasilianischen Veranstalter, erstmals im Gruppenmodus statt im K.o.-System ausgespielt.
Alles ist angerichtet für die Krönungszeremonie der Hausherren. Das Zauberwort dafür heißt "Maracana", ein Fußball-Stadion mit gigantischen Ausmaßen. Star-Architekt Joao Roque entwirft in Rio de Janeiro die Arena mit gut 200.000 Plätzen. Der Fußballtempel ist 317 Meter lang und 280 Meter breit. Doch der architektonische Vorstoß in eine andere Dimension überträgt sich nicht auf die Qualitäten der einheimischen Ball-Artisten. Brasilien verliert das entscheidende Spiel der Finalrunde gegen Uruguay mit 1:2 - und im Tempel des Fußballs herrscht Weltuntergangsstimmung. Vier Menschen lassen gar ihr Leben. Drei sterben an einem Herzschlag. Ein Vierter stürzt sich von der Tribüne in den Tod.
Das Turnier startet zuvor mit 13 Teilnehmern. Frankreich, Portugal und Indien, obwohl sportlich für die erste WM nach Ende des Zweiten Weltkriegs qualifiziert, ziehen kurzfristig zurück. Die Mannschaften treffen in einer Zweier-, einer Dreier- und zwei Vierergruppen aufeinander. Uruguay erwischt die einfachste Gruppe, muss sich lediglich mit Bolivien auseinandersetzen. In einer Begegnung, die mehr an ein Trainingsspiel erinnert, siegt der Favorit mit 8:0. Mit so wenig Aufwand setzt sich keiner der Konkurrenten durch.
Titelverteidiger Italien scheitert in der Vorrunde an den Schweden, die nur mit Amateuren antreten. Allerdings haben die Südeuropäer wenige Monate vor der WM bei einem Flugzeugabsturz sämtliche beim AC Turin unter Vertrag stehenden Leistungsträger verloren. Fußball-Mutterland England, zum ersten Mal WM-Teilnehmer, muss ebenfalls nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Dem respektablen 2:0 über Chile folgt eine 0:1-Blamage gegen die USA, im entscheidenden Spiel gegen Spanien ziehen die Briten mit 0:1 den Kürzeren.
Die Finalrunde sieht nach einem Selbstgänger für Brasilien aus. Die
Seleção demontiert Spanien 6:1 und Schweden 7:1. Uruguay dagegen
quält
sich zu einem 2:2 gegen die Iberer und besiegt Schweden nach einem 1:2-
Rückstand noch 3:2. Im alles entscheidenden Kick gegen die "Urus"
reicht den Gastgebern ein Remis. Bis zur 68. Minute führen sie 1:0. Doch
Schiaffino und Ghiggia neun Minuten vor Spielende mit seinem Treffer zum 2:1
machen Brasiliens Traum zum Albtraum.
Obwohl qualifiziert, verzichteten die Inder auf die Teilnahme an der WM 1950 – weil die Statuten der FIFA nicht erlaubten, barfuß zu spielen! Andere Sorgen hatten die Brasilianer: In einem Nobelgeschäft in Rio hatten sie den Weltpokal ausgestellt. Fans hingen das Schild darunter: "Bitte nicht klauen, wir holen das Ding sowieso" – welch ein Irrtum. 1983 wurde der Jules-Rimet-Pokal - nach drei Titelgewinnen in brasilianischen Besitz übergegangen - wieder in Rio gestohlen. Er tauchte nie mehr auf. Eine Replik wurde angefertigt.
Mannschaft1 | Mannschaft2 | Ergebnis |
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Quelle: sport.ard.de | ||
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2 : 2 |
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7 : 1 |
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3 : 1 |
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2 : 1 |
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6 : 1 |
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3 : 2 |
Spiele | 22 |
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Tore gesamt | 88 |
Toreschnitt | 4 |
Platzverweise | 0 |
Zuschauer gesamt | 1.337.000 |
Zuschauerschnitt | 60.773 |
Stadien | 6 |