Just Fontaine

Der ewige Rekordhalter

Er kam als Ersatzmann und stellte einen Rekord für die Ewigkeit auf. Mit der nie wieder erreichten Quote von 13 Treffern bei einer einzigen WM wurde der Franzose Just Fontaine WM-Torschützenkönig in Schweden. 1958 war das Jahr von "Monsieur Dynamite". Er feierte auch den Gewinn des französischen Doubles und wurde erstmals nationaler Torschützenkönig.

Als Jugendlicher träumte er eher von der Tour de France als vom Fußball-Olymp. Denn eigentlich wollte Just Fontaine Radrennfahrer werden. Und beinahe hätte ausgerechnet sein Vater, ein Tabakhändler, eine der größten Karrieren im französischen Fußball verhindert. Denn der hielt Fußball für gefährlich, verbot seinem Sohn das Kicken aus Angst vor Verletzungsgefahr. Doch "Justos" Liebe zum Ball obsiegte, wovon zunächst der AS Marrakesch profitierte, mit dem er 1943 die marrokanische Jugendmeisterschaft feierte.

27 oder 30 Länderspieltore?

Über den OGC Nizza kam Fontaine zu Stade Reims. Dort wurde er in der WM-Saison 1957/58 mit 34 Treffern in nur 26 Spielen zum ersten Mal französischer Torschützenkönig, feierte zudem den Gewinn von Meisterschaft und Pokal. In der folgenden Saison schoss er sein Team mit zehn Treffern bis ins Finale des Europapokals der Landesmeister, das Reims allerdings in Stuttgart gegen Real Madrid 0:2 verlor. In 20 Länderspielen erzielte er 27 Treffer. Zählt man das offizielle WM-Qualifikationsspiel gegen Luxemburg 1953 hinzu, das nicht immer mitgerechnet wird, kommt er in 21 Spielen sogar auf 30 Treffer. Diese Marke konnte erst Michel Platini (41) in den 1980er-Jahren knacken.

In jedem WM-Spiel getroffen

Bei der WM 1958 explodierte "Monsieur Dynamite" förmlich. 13 von 23 Toren der Franzosen erzielte er. Fontaine traf in jedem seiner sechs Spiele: gleich drei Mal beim 7:3 im Eröffnungsspiel gegen Paraguay, je zwei Mal gegen Jugoslawien und Nordirland, je ein Mal gegen Schottland und im Halbfinale gegen Brasilien. Im Spiel um Platz drei gegen Deutschland schoss er sogar vier Tore. Kurios: Fontaines Torefestival wurde nur möglich, weil er für den verletzten Stammstürmer Raimond Bliar in die "Equipe Tricolore" gerückt war. Und die WM wäre wohl die WM des Franzosen geworden, wäre in Schweden nicht der Stern des 17-jährigen Pelé aufgegangen.

Prototyp des Durchschnittsspielers

Fontaine war ein ungemein schneller Vollblutstürmer. Der ehemalige französiche Nationalcoach Albert Batteux sagte über ihn: "Justo ist der Prototyp des Durchschnittspielers." Mit dieser missverständlichen Aussage wollte er seinen Torjäger nicht abwerten, sondern klarmachen, dass er die besonderen Fähigkeiten aller großen Spieler auf sich vereinigte. Fontaine hätte wohl noch jahrelang für Furore gesorgt, wenn er sich nicht 1960 und 1961 zwei Mal das Bein gebrochen hätte. "Ich hätte gerne fünf, sechs Jahre Fußball gegen den WM-Rekord getauscht. Ich hätte nach Brasilien, Spanien, Italien gehen können. Ich war nicht mal 27 Jahre alt, als das passierte", sagte er deprimiert.

Frankreichs bester Fußballspieler

Seinen letzten Titel gewann er mit Reims 1962. Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn arbeitete er als Trainer bei Paris St. Germaine, mit dem er 1974 aufstieg, beim FC Toulouse und als Nationalcoach Frankreichs und Marokkos. Er unterstützte, wenngleich vergeblich, die Bewerbung seines Geburtslandes für die WM 2006. In Toulouse, wo er seit 1961 lebt, eröffnete er ein Sportgeschäft, mit dem er sich ein zweites Standbein schaffte. 2003 wurde Fontaine zum besten Fußballspieler Frankreichs der letzten 50 Jahre gewählt. Er wurde zudem mit dem französischen Verdienstorden "Ritter der Ehrenlegion" ausgezeichnet. Pelé nahm ihn 2004 in die "FIFA 100" auf, der zum 100-jährigen Jubiläum des Weltverbandes herausgegebenen Liste mit den 125 besten noch lebenden Fußballspielern aller Zeiten. Seinen Ehrenplatz hat  "Justo" auch bei den "UEFA Jubilee 52 Golden Players",  den bedeutendsten Spielern der europäischen Mitgliedsverbände.

Frank Menke

Eine Spielszene mit Fontaine in Aktion; Darunter Fontaine sitzend mit Gipsfuß sowie mit Franz Beckenbauer bei seiner Aufnahme in die International Football Hall of Champions. Fotos: dpa; Montage: ARD

Oben: Just Fontaine versetzt im Spiel um Platz drei den Deutschen Hans Schäfer; Frankreich gewinnt das Spiel schließlich 6:3.

Unten: Fontaine sitzt verletzt auf der Tribüne; rechts 1999 mit Franz Beckenbauer anlässlich der Aufnahme Fontaines in die International Football Hall of Champions.

Zur Person

Name:
Just Fontaine
Geboren:
18.08.1933 in Marrakesch

Karriere-Highlights als Spieler

  • WM-Dritter 1958
  • WM-Torschützenkönig 1958
  • Französischer Meister 1956, 1958, 1960, 1962
  • Französischer Pokalsieger 1954 und 1958
  • Finalist Europapokal der Landesmeister 1959

Karriere-Highlights als Trainer

  • Nationaltrainer Frankreichs (Januar bis August 1968)
  • Nationaltrainer Marokkos (1980 bis 1982)