Trotz seiner sportlichen Erfolge verlief Garrinchas Leben eher tragisch. Zwar kam er an jedem Gegenspieler vorbei, nicht aber am Alkohol.
Schon als Zehnjähriger hing er an der Flasche, selbst zu seinen besten Zeiten trank er. Geistig soll er sich auf dem Niveau eines Kindes befunden haben. Als er mit 49 Jahren starb, war er völlig verarmt. Anekdoten über Garrinchas Geisteszustand sorgten immer wieder für Schlagzeilen. So soll er während der WM 1958 Trainer Feola nach jedem Spiel gefragt haben, ob das Turnier endlich beendet sei, damit er nach Hause fahren könne. Der Bitte eines Journalisten, etwas zum Abschied ins Mikrofon zu sagen, soll er entgegnet haben: "Auf Wiedersehen, Mikrofon." Ein Kofferradio, das er bei einer Auslands-Gastspielreise erstand, soll er einem Mitspieler zum halben Preis weiterverkauft haben, weil er die fremdsprachigen Stimmen nicht verstand.
Garrincha war Analphabet, hatte nie Bildung genossen. Der Autor Hans Blickensdörfer beschrieb seinen Geisteszustand als "an Schwachsinn grenzende Naivität". Ein vor der WM 1958 durchgeführter Persönlichkeitstest attestierte ihm das Niveau eines Acht- bis Zwölfjährigen. Dem hielt das FIFA-Magazin 1997 die Garrincha-Biographie des brasilianischen Schriftstellers Ruy Castro entgegen. Der kam nach rund 500 Interviews mit Zeitgenossen Garrinchas zu dem Schluss, dass "keineswegs ein debiler, sondern ein hochsensibler Mensch hinter dem genialen Ballkünstler steckte, dessen Bezwinger der Alkohol war."
Bereits mit zehn Jahren habe er getrunken, gestand er einmal. Am liebsten Cognac. Auch während seiner aktiven Karriere. Fünf Entziehungskuren scheiterten. Dazu kam ein wahrlich turbulentes Familien- und Liebesleben mit diversen Ehen, Scheidungen und 14 Kindern. Vom Staat erhielt er umgerechnet 1.500 Mark im Monat, zusätzlich arbeitete er in Rios Armenvierteln als Promoter für Jugendfußball. Dennoch endete er als Sozialfall, wurde sogar einmal zu 90 Tagen Gefängnis verurteilt, weil er keinen Unterhalt für seine Kinder gezahlt hatte. Garrincha starb schließlich, nicht einmal 50 Jahre alt, an den Folgen einer Alkoholvergiftung.
Frank Menke
Franciscodos Santos, genannt "Garrincha", im Viertelfinale der WM 1962. Brasilien gewann 3:1 und holte schließlich auch den Titel.