Mannschaft1 | Mannschaft2 | Ergebnis |
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![]() | 2 : 1 |
Am 16. Juni 1982 kapitulieren die argentinischen Streitkräfte vor Großbritannien im Falklandkrieg. Fast auf den Tag genau vier Jahre später kapituliert die englische Nationalelf vor Diego Maradona. Mit der "Hand Gottes" und einem Geniestreich wirft er die Briten im WM-Viertelfinale aus dem Turnier und rächt mit seinen beiden Treffern die Kriegsschmach.
Raketenangriffe werden an diesem 22. Juni 1986 nicht geflogen. Dafür fliegen im Aztekenstadion von Mexiko City die Fäuste. Argentinische und britische Fans prügeln aufeinander ein. Diego Maradona kippt zusätzlich Öl ins Feuer: "Es ging nicht ums Gewinnen, sondern darum, die Engländer heim zu schicken", sagt er nach dem Abpfiff voller Genugtuung. Das 86er WM-Viertelfinale ist fast schon ein Politikum. Aus argentinischer Sicht muss die nationale Ehre nach der Niederlage im Falklandkrieg wiederhergestellt werden. Und Maradona schwingt sich zum Racheengel auf.
"Dieguito" macht das Spiel seines Lebens. Taucht überall auf, versetzt die englische Nationalelf mit seinen Dribbelkünsten ein ums andere Mal in Angst und Schrecken. Sein dreister Handstreich in der 51. Minute schreibt Fußballgeschichte. Nach einem missglückten Abwehrversuch von Hodge springen der Argentinier und Englands Torhüter Shilton zum Ball. Sekunden später liegt die Kugel im Netz. Schiedsrichter Bennaceur gibt den Treffer. TV-Bilder beweisen: Es war eindeutig Handspiel. Der "Rächer" wird später sagen: "Es war ein Tor durch die Hand Gottes und den Kopf Maradonas, das England bestrafte."
"Argentinien hat einen Maradona und zehn andere Spieler", warnt Englands Trainer Bobby Robson schon vor der Partie. Nach dem Ausscheiden seufzt er: "Es war illegal, Betrug." Ganz Argentinien vollführt derweil Freudentänze auf den Straßen, Staatspräsident Alfonsin schickt ein Glückwunschtelegramm. England grämt sich: Maradona bringt "mit offenkundigem Betrug Argentinien ins Halbfinale", zürnt die "Daily Mail". Dem Gescholtenen ist’s einerlei, er lässt sich feiern - für seinen zweiten Treffer auch völlig zu Recht.
Knapp vier Minuten nach der "Handgreiflichkeit" setzt Maradona zu einem Geniestreich an, wie ihn die Welt selten gesehen hat. In der eigenen Hälfte setzt er zu einem Sololauf an, lässt vier englische Feldspieler stehen wie Slalomstangen, leimt auch noch Torhüter Shilton mit einer Körpertäuschung und schiebt den Ball zum 2:0 ins leere Tor ein. "Ein Wunder", stöhnt Englands Coach Robson. "Das Spektakulärste, das ich je von ihm gesehen habe", jubelt Kontrahent Carlos Bilardo. Der Treffer geht als "Tor des Jahrhunderts" in die Annalen ein.
Englands Stürmerstar Gary Lineker gelingt zwar in der 80. Minute noch der Anschlusstreffer, doch das ist nur Ergebniskosmetik. Maradona spricht dem argentinischen Volk aus tiefster Seele, als er sagt: "Das war wie ein Finale für uns. Dieses Spiel werde ich nie vergessen."
Frank Menke
Oben links: Fotografisch nicht brillant, aber dennoch deutlich erkennbar - Maradona führt den Ball mit der Hand. Der Protest des englischen Keepers Shilton folgt umgehend, ist aber erfolglos. Maradonas Tor wird anerkannt und der argentinische Kapitän steht unmittelbar nach dem Spiel mit der "Hand Gottes" im Fokus der Medien.