Alleine schleicht er über den Platz, hat keinen Blick für seine jubelnden Spieler, schaut vom Mittelkreis ins weite Stadionrund, genießt in sich gekehrt die Atmosphäre. "Kaiser"-Krönung in Rom: Das Bild von Teamchef Franz Beckenbauer nach dem deutschen WM-Triumph 1990 geht um die Welt.
Andreas Brehme hebt das deutsche Team und DFB-Teamchef Franz Beckenbauer auf den Thron. Im Finale gegen Argentinien erzielt er per Strafstoß sechs Minuten vor dem Abpfiff das goldene Tor zum 1:0. An jenem 8. Juli in Rom erleben die 73.603 Zuschauer einen denkwürdigen Abend: Erstmals in der 60-jährigen WM-Geschichte treffen zwei Länder zum zweiten Mal im Finale aufeinander - und Deutschland gewinnt seinen dritten WM-Titel. Mehr noch: Im Olympiastadion schafft Beckenbauer das Kunststück, sich nach seinem Titelgewinn 1974 als Spieler nun auch als Trainer die WM-Krone aufzusetzen. Das hat zuvor nur Brasiliens Mario Zagalo vollbracht.
Wo das DFB-Team nach der Vorrunde auch auftritt, an Spannung mangelt es nie. Es ist nicht die spielerische Dominanz, die die deutsche Mannschaft mit einem überragenden Spielgestalter Lothar Matthäus auszeichnet, sondern der Mix aus Cleverness, Kaltschnäuzigkeit und Gelassenheit. Im Halbfinale gegen England siegt Deutschland 4:3 nach Elfmeterschießen. Gegen die Tschechen im Viertelfinale trifft Kapitän Matthäus vom Punkt - auch das reicht. Unvergessen ist das Achtelfinale gegen den Erzrivalen: Die DFB-Elf siegt als "DFB-Zehn" gegen ebenfalls zehn Niederländer 2:1. Rijkaard und Völler sehen vorzeitig Rot. Rijkaard spuckt dem deutschen Stürmer ins Gesicht. Der revanchiert sich auf dem Weg in die Kabine mit einer Ohrfeige.
Als Spezialisten vom Elfmeterpunkt machen sich vor dem Endspiel die Argentinier einen Namen. Im Achtelfinale gegen Brasilien trifft Caniggia noch vor Ende der regulären Spielzeit zum Sieg. Gegen Jugoslawien und Gastgeber Italien kommt es zum Showdown - und die Südamerikaner zielen genauer. Nicht nur der Traum von Italiens Torjäger Salvatore Schillaci platzt wie eine Seifenblase. Der Sizilianer kommt mit nur einem Länderspiel zur WM und wird Torschützenkönig. Der WM-Titel allerdings hätte ihn und die gesamte "Squadra Azzurra" unsterblich gemacht.
Helden werden woanders geboren. Ein Team, das niemand auf der Rechnung hat, sorgt weltweit für Furore: die "unbezwingbaren Löwen" Kameruns. Die wohl spektakulärste Geschichte dieser Titelkämpfe schreibt ein Mann, der mit seinen 38 Jahren auf der französischen Insel La Réunion für den fünftklassigen Verein St. Pierre kickt: Roger Milla. Er verzückt die Massen mit Toren, Tricks und Lambada-Tänzen an der Eckfahne. Im Viertelfinale führen die "Löwen" bis zur 82. Minute 2:1 gegen England, kassieren aber noch zwei Strafstöße. 2:3 nach Verlängerung heißt es schließlich aus Sicht der Afrikaner, die dennoch wie Sieger gefeiert werden.
Der argentinische Coach Carlos Bilardo gab 14 Jahre später indirekt zu, im WM-Achtelfinale 1990 den Gegner höchst unsportlich ausgetrickst zu haben: indem er den Brasilianern eine Trinkflasche mit Beruhigungsmitteln unterjubelte.
Mannschaft1 | Mannschaft2 | Ergebnis |
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Quelle: sport.ard.de | ||
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1 : 0 |
Mannschaft1 | Mannschaft2 | Ergebnis |
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Quelle: sport.ard.de | ||
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2 : 1 |
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5 : 4 |
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3 : 2 |
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3 : 2 |
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2 : 1 |
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1 : 0 |
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5 : 4 |
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1 : 0 |
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2 : 1 |
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2 : 1 |
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4 : 1 |
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2 : 0 |
Spiele | 52 |
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Tore gesamt | 115 |
Toreschnitt | 2,21 |
Platzverweise | 16 |
Zuschauer gesamt | 2.527.348 |
Zuschauerschnitt | 48.411 |
Stadien | 12 |
"Ciao", das offizielle Maskottchen der WM 1990